The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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Frys Kehrseite schnitt alle weiteren Worte ab, indem sie auf Bradentons Brust sank. Dort ließ Fry sich nieder, als würde er sich in der Wohnung eines Freundes auf ein gemütliches Sitzkissen setzen, und plötzlich bekam Bradenton überhaupt keine Luft mehr. Er hauchte seinen allerletzten Atem mit einem einzigen Wort hinaus:
»...bitte...«
»Schönen Dank auch«, sagte Richard Fry/Randall Flagg mit einem breiten Grinsen. »Sag gute Nacht, Kit.«
Kit Bradent on konnte nicht sprechen, sondern nur die Augen in den aufgequollenen Höhlen verdrehen, bis nur noch das Weiße zu sehen war.
»Du sollst nicht denken, daß ich undankbar bin«, sagte der dunkle Mann sanft und sah auf ihn herab. »Es ist nur so, daß wir uns jetzt sputen müssen. Der Jahrmarkt macht früher auf. Alle Fahrten haben schon geöffnet, die Schießbuden und auch das Glücksrad. Und heute ist meine Glücksnacht, Kit. Ich spüre es. Ich spüre es ganz deutlich. Darum müssen wir uns beeilen.«
Es waren eineinhalb Meilen bis zur Conoco-Tankstelle, und als er dort ankam, war es Viertel nach drei Uhr morgens. Der Wind wehte stärker und heulte durch die Straßen; auf dem Weg hierher hatte der Mann drei tote Hunde und einen toten Mann gesehen. Der Mann hatte eine Art Uniform angehabt. Die Sterne hoch droben schienen kalt und hell, Fünkchen, die von der dunklen Haut des Universums schlugen.
Die Plane über dem Buick war straff auf den Boden gespannt, das Segeltuch flatterte im Wind. Als Flagg die Heringe herauszog, flog die Plane wirbelnd in die Nacht wie ein braunes Gespenst auf dem Weg nach Osten. Die Frage war, in welche Richtung ging sein Weg? Er stand neben dem Buick, einem gut erhaltenen Modell Baujahr 1975 (Autos hielten sich gut hier draußen: wenig Feuchtigkeit, so daß der Rost kaum einen Ansatz hatte), und schnupperte die nächtliche Sommerluft wie ein Kojote. Sie brachte das Parfüm der Wüste mit sich, wie man es so deutlich nur nachts riechen kann. Der Buick stand unversehrt inmitten eines Autofriedhofs ausgeschlachteter Teile, Monolithen der Osterinsel gleich in der windigen Stille. Ein Motorblock. Eine Achse, die wie die Hantel eines Bodybuilders aussah. Ein Stapel Reifen, in denen der Wind heulende Geräusche erzeugen konnte. Eine gesprungene Windschutzscheibe. Und vieles mehr.
Inmitten solcher Umgebungen konnte er am besten nachdenken. In solchen Umgebungen konnte jeder Mann Jago sein.
Er ging an dem Buick vorbei und strich mit der Hand über eine verbeulte Motorhaube, die einst zu einem Mustang gehört haben mochte. » Hey, little Cobra, don't ya know ya gonna shut ehm down...«, sang er leise. Er kickte mit einem staubigen Stiefel einen Einbauheizkörper um und legte ein Nest Juwelen frei, deren Feuer düster glomm. Rubine, Smaragde, Perlen so groß wie Gänseeier, Diamanten, Sternen gleich. Schnippte mit den Fingern in ihre Richtung. Weg waren sie. Wohin sollte er gehen?
Der Wind stöhnte durch das Flügelfenster eines alten Plymouth, in dessen Inneren kleine Lebewesen raschelten.
Etwas anderes raschelte hinter ihm. Er drehte sich um; es war Kit Bradenton, der nur eine knallgelbe Unterhose anhatte, wobei sein Dichterwanst über den Bund hing wie ein im Fallen erstarrter Erdrutsch. Bradenton kam über die verstreuten Bruchstücke von fahrbarem Metall aus Detroit auf ihn zu. Ein Grashalm stach durch seinen Fuß wie ein Kreuznagel, aber aus der Wunde floß kein Blut. Bradentons Nabel war ein schwarzes Auge.
Der dunkle Mann schnippte mit den Fingern, und Bradenton war fort. Er grinste und ging zu dem Buick zurück. Legte die Stirn auf di e Dachwölbung der Beifahrerseite. Zeit verging. Nach einer Weile richtete er sich, immer noch grinsend, wieder auf. Jetzt wußte er es. Er glitt hinters Lenkrad des Buick und trat das Gaspedal ein paarmal durch, um den Vergaser bereitzumachen. Der Motor sprang schnurrend an, die Nadel der Benzinanzeige schwenkte auf voll. Er fuhr an und um die Tankstelle herum, und die Scheinwerfer leuchteten einen Moment ein weiteres Paar Smaragde an, Katzenaugen, die argwöhnisch aus dem hohen Gras neben der Damentoilette der Conoco-Tankstelle hervorspähten. Im Maul der Katze hing der winzige, schlaffe Körper einer Maus. Als die Katze das grinsende, mondgleiche Gesicht hinter dem Fenster der Fahrerseite erblickte, ließ sie ihre Beute fallen und lief weg. Flagg lachte laut und aus vollem Herzen, das Lachen eines Mannes, der ausschließlich Gutes im Sinn hat. Als der Asphalt der ConocoTankstelle in den Highway überging, wandte er sich nach rechts und folgte dem Highway nach Süden.
32
Jemand hatte die Tür zwischen dem HS -Trakt und dem Zellentrakt gegenüber offengelassen, die Metallwände des Korridors wirkten wie ein natürlicher Verstärker, der das monotone Gebrüll, das schon den ganzen Morgen andauerte, ins Ungeheuerliche steigerte und hallen und widerhallen ließ, bis Lloyd Henreid davon überzeugt war, daß er durch das Geschrei und die sehr menschliche Angst, die er empfand, voll und ganz durchdrehen würde.
» Mutter«, ertönte der heisere, hallende Schrei. » Muutteer!«
Lloyd saß mit überkreuzten Beinen auf dem Fußboden seiner Zelle. Seine Hände waren blutbeschmiert; er sah aus wie ein Mann, der ein Paar rote Handschuhe angezogen hat. Das hellblaue Baumwollhemd der Gefängniskleidung war ebenfalls voll Blut, denn er hatte immer wieder die Hände daran abgewischt, um besser arbeiten zu können. Es war zehn Uhr morgens, 29. Juni. Gegen sieben Uhr heute morgen hatte er bemerkt, daß das rechte vordere Bein seiner Pritsche lose war, und seitdem versuchte er, die Bolzen herauszudrehen, mit denen es am Fußboden und der Unterkante des Bettrahmens befestigt war. Er versuchte es nur mit den Fingern als Werkzeuge, und es war ihm tatsächlich gelungen, fünf der sechs Bolzen herauszudrehen. Dafür sahen seine Finger jetzt wie rohes Hackfleisch aus. Der sechste Bolzen erwies sich als harte Nuß, aber Lloyd dachte, daß er auch ihn schaffen würde. Darüber hinaus hatte er überhaupt nicht gedacht. Nicht nachzudenken war die einzige Möglichkeit, nackter Panik zu entgehen.
» Muutteeer...«
Er sprang auf die Füße, von seinen verletzten, pochenden Fingern spritzten Blutstropfen auf den Fußboden, packte mit den Händen die Gitterstangen, schob das Gesicht so weit er konnte in den Korridor hinaus, und seine Augen quollen wütend hervor.
» Halt's Maul, Wichser!« schrie er. » Halt's Maul, du machst mich wahnsinnig!«
Eine lange Pause. Lloyd genoß die Stille, wie er früher einen brandheißen Viertelpfünder mit Käse von McD genossen hatte. Schweigen ist Gold hatte er immer für ein dummes Sprichwort gehalten, aber es war doch eindeutig was dran.
»MUUUUTTEERR....«, kam die Stimme wieder aus dem metallenen Hals der Wände zwischen den Zellen, so traurig wie ein Nebelhorn.
»Gott im Himmel«, murmelte Lloyd. »RUHE! RUHE! RUHE, DU ELENDER SCHWACHKOPF!«
» MUUUUUUUTTEEERRR...«
Lloyd wandte sich wieder dem Bein seiner Pritsche zu, machte sich wütend darüber her, wünschte sich wieder, er hätte ein Stemmeisen oder so etwas in seiner Zelle, und versuchte, nicht an die schmerzenden Finger und die Panik in seinem Kopf zu denken. Er versuchte sich zu erinnern, wann er seinen Anwalt zum letzten Mal gesehen hatte - solche Dinge wurden sehr rasch verschwommen in Lloyds Kopf, der den chronologischen Ablauf vergangener Ereignisse etwa so gut halten konnte wie ein Sieb Wasser. Vor drei Tagen. Ja. Am Tag, nachdem Mathers, der Wichser, ihm in die Eier getreten hatte. Zwei Wärter hatten ihn wieder nach unten ins Besprechungszimmer gebracht, und Shockley stand immer noch an der Tür, und hatte ihn begrüßt: Schau, da ist ja unser KlugscheißerSchleimbeutel wieder, was liegt denn an, Schleimbeutel, wieder was Vorlautes zu sagen?Und dann hatte Shockley den Mund aufgemacht, Lloyd mitten ins Gesicht geniest und mit dicker Spucke besprüht. Da hast du ein paar Bazillen, Schleimbeutel. Vom Gefängnisdirektor abwärts sind alle erkältet, und ich glaube, daß der Reichtum gerecht verteilt werden sollte. In Amerika sollte sogar elender Abschaum wie du sich wenigstens erkälten können.