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Die geheime Reise der Mariposa

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Die geheime Reise der Mariposa
Название: Die geheime Reise der Mariposa
Автор: Michaelis Antonia
Дата добавления: 16 январь 2020
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Die geheime Reise der Mariposa - читать бесплатно онлайн , автор Michaelis Antonia

Alles drin! Der Schm?kertipp Sch?tze, Geheimnisse und gro?e Dramatik Fast schon ist es zu sp?t, als Jos? Jonathan aus den Wellen des Pazifiks rettet und auf sein Schiff, die "Mariposa", bringt. Obwohl Jonathans Vergangenheit im Dunkel liegt, freunden die beiden sich an und Jonathan begleitet Jos? auf seiner Reise zur d?steren Isla Maldita. Dort hoffen sie herauszufinden, wohin die r?tselhafte Karte weist, die Jos? bei sich tr?gt. Doch auch die M?nner, die die beiden erbarmungslos ?ber das Meer verfolgen, haben es auf die Karte abgesehen. Welcher Schatz ist auf der Insel verborgen? Und welches Geheimnis verbirgt Jonathan? Ein pralles Abenteuer spannend und voller Action, inmitten von St?rmen, Wellen, Vulkanen und der faszinierenden Tierwelt S?damerikas.

Antonia Michaelis,Jahrgang 1979, in Norddeutschland geboren, in S?ddeutschland aufgewachsen, zog es nach dem Abitur in die weite Welt. Sie arbeitete u.a. in S?dindien, Nepal und Peru. In Greifswald studierte sie Medizin und begann parallel dazu, Geschichten f?r Kinder und Jugendliche schreiben. Seit einigen Jahren lebt sie als freie Schriftstellerin in der N?he der Insel Usedom und hat bereits zahlreiche Kinder und Jugendb?cher ver?ffentlicht, facettenreich, fantasievoll und mit gro?em Erfolg. Ihr erstes Buch f?r junge Erwachsene war »Der M?rchenerz?hler«, zugleich fesselnder Psychothriller und zu Herzen gehende Liebesgeschichte. Antonia Michaelis berichtet in einem Weblog auf www.oetinger.de mit viel Witz und Esprit ?ber ihren Alltag als Autorin. Sehens- und lesenswert ist auch die Website der Autorin www.antonia-michaelis.de.

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»Ja«, sagte Casaflora. »Wenn alles anders wäre. Aber das ist es nicht. Die Rollen sind verteilt, schon vergessen? Ich bin der böse alte Mann.« Er stand auf und wandte sich zum Gehen.

»Warten Sie«, bat José. »Damals, im Wald auf Santiago – waren Sie es, der mich niedergeschlagen hat?«

»Ich? Auf Santiago?« Casaflora schüttelte den Kopf. »Ich war die ganze Zeit auf der Mariposa. Ich habe sie aus den Felsen befreit, als der Wind gedreht hat, weißt du nicht mehr?«

José versuchte über die Sache auf Santiago nachzudenken, doch jetzt, wo er getrunken hatte, wurde der Schlaf übermächtig. Er hörte noch, wie Casafloras Schritte sich entfernten, dann hörte er lange nichts mehr. Als er aufwachte, bebte der Boden. Und er wusste, dass etwas auf der Insel nicht stimmte. Er sah die Leguane aus dem Busch fliehen und über den Strand zum Meer laufen, obwohl es Nacht war. Er sah die Vögel aufsteigen. Etwas würde geschehen. Bald. Zu bald.

Waterweg käme erst am Morgen wieder. Und José hatte plötzlich das bestimmte Gefühl, dass es am Morgen zu spät sein würde. Er riss noch einmal an seinen Fesseln.

Sie hielten.

Die Angst packte ihn mit eisernen Klauen.

»Abuelita«, flüsterte er. »Abuelita, wo bist du? Sag etwas! Erzähl etwas! Irgendetwas, um mich abzulenken. Wo bist du, wenn man deine Märchen einmal brauchen könnte?«

Doch die Abuelita schwieg. Es war, als wäre auch ihre Stimme von der Insel geflohen. Nie war José so allein gewesen.

Marit hatte gedacht, es wäre einfach, José wiederzufinden. Aber nachts sah alles anders aus und das Beben des Bodens verwirrte sie. Sie irrte eine ganze Weile zwischen den geduckten Gestalten der Büsche umher. War es nicht dieser Baum da vorn, an den Waterweg José gefesselt hatte? Oder eher der da drüben? Wie still es war! Beunruhigend still. Nur der Wind flüsterte ihr leise Warnungen zu. Sie wagte nicht, Josés Namen zu rufen, denn der Nachtwind wehte von der Insel fort, und er würde ihre Stimme hinaus in die Bucht tragen, wo Waterweg schlief. Schlief er noch? Oder war er ihr schon auf den Fersen?

»Nachtwind«, wisperte Marit, »hast du meinen Bruder mit fortgenommen?«

Sie hatte keine Antwort erwartet. Aber jemand antwortete, jemand, der ganz nahe war.

»Nein«, sagte er. »Der Nachtwind hat meine Schwester zu mir gebracht.«

Marit schlüpfte durch die dichten Äste, ohne ihre Dornen zu spüren. Und da saß José, genau so, wie sie ihn verlassen hatte: an einen Baumstamm gelehnt, die Hände hinter dem Rücken an den Stamm gefesselt. Er musste zu ihr aufsehen, als sie vor ihm stand. Sie sah, dass ihm das nicht gefiel.

Und sie sah, dass er Angst hatte.

»Du hast gedacht, ich komm nicht wieder, stimmt’s?«, sagte sie. »Du hast gedacht, ich bleibe bei ihm, bei Waterweg. Er hat mich eingesperrt. Carmen hat mir den Weg nach draußen gezeigt. Eigentlich hat sie einen Weg nach drinnen gesucht. Zu einem Stück Brot. Und Uwe hat auf mich gewartet.«…Sie holte tief Luft. »Jedenfalls bin ich hier, um dich zu befreien.«

José nickte. Jetzt, dachte Marit, würde er ihr sagen, wie leid es ihm tat, dass er sie angeschrien hatte. Wie froh er war, dass sie hier war. José räusperte sich.

»Wer ist Uwe?«, fragte er dann.

Da begriff Marit, dass Waterweg mit einem recht gehabt hatte: José lebte in einer anderen Welt. In dieser Welt waren die Männer zu stolz, um sich zu entschuldigen.

»Ein Leguan«, sagte sie und reichte José die Wasserflasche. Zu ihrem Erstaunen lehnte er ab.

»Wir müssen hier weg«, sagte er. »Etwas wird geschehen. Die Tiere sind geflohen. Kannst du die Fesseln lösen? Waterweg hat mir auch das Messer abgenommen …«

Marit verbiss sich einen Fluch und begann die Knoten einzeln zu öffnen. Es dauerte eine Ewigkeit. José zuckte zurück, wenn sie die Schnitte in seinen Händen berührte, und sie fluchte zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Halt still, verdammt … Jetzt! Jetzt kannst du deine Hände bewegen. Sie gehören wieder dir.«

Sie zog José auf die Beine, und zum ersten Mal fiel Marit auf, dass sie genau gleich groß waren.

»Du hast gesagt, wir müssen hier weg«, flüsterte sie. »Wie denn? Mit der Mariposa? Mit Casaflora? Wird er uns mitnehmen?«

»Nein.« José schüttelte den Kopf. »Er hat Angst vor Waterweg. Waterweg würde nicht wollen, dass er uns mitnimmt.«

Er hob die Mauser auf, die immer noch dort lag, wo Waterweg sie mit dem Fuß hingeschoben hatte. »Und Waterweg hat mein Magazin.« José ließ das Gewehr fallen. »Es ist wertlos. Wir können Casaflora zu nichts mehr zwingen.«

Ein Grollen lief durch die Insel, und sie hielten sich aneinander fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als das Grollen verebbte, näherten sich Schritte durchs Geäst.

»Waterweg«, zischte Marit. José nickte.

Sie duckten sich gleichzeitig und schlüpften zwischen Ästen hindurch, rannten, flohen durch die plötzlich seltsam warme Nacht. Hinter ihnen wurden die Schritte rascher, holten auf … Sie kamen vom Meer, die Schritte, und Marit und José flohen ins Innere der Insel, wo der Boden anstieg.

Ein seltsamer Geruch erfüllt jetzt die Luft, er erinnerte Marit an das Innere der Kirchen zu Hause. Ihr Verfolger war hinter ihnen zurückgeblieben, Marit hörte ihn nicht mehr.

Sie blieb stehen. »Warte!«, keuchte sie. »Was … was ist das?«

José schnupperte. »Balsaholz«, antwortete er. »Es ist Balsaholz. Die Balsabäume brennen.«

Da sah auch Marit den hellen, größer werdenden Lichtschein des Feuers, ganz oben auf dem flachen Hügel.

»Die Hitze«, sagte José. »Die Hitze muss das Öl in ihnen entzündet haben. Das ist es, was auf der Insel nicht stimmt. Die Tiere haben es geahnt.«

In diesem Moment kamen die Schritte wieder. Der, der hinter ihnen her war, hatte sie reden hören. Es war zu spät, davonzulaufen. Und es gab keine Richtung mehr, in die man laufen konnte. Vor ihnen, oben auf dem Berg, brannte der Wald.

Einen halben Atemzug später warf sich jemand auf Marit und riss sie zu Boden.

»Seid ihr denn wahnsinnig?«, keuchte Casaflora. »Ihr rennt genau auf das Feuer zu!«

In seiner Hand blitzte ein Messer. »Warum sind Sie an Land gekommen?«, fragte José.

»Um dich loszuschneiden«, sagte Casaflora. »Vorhin, als ich dich hierließ, war mir noch nicht klar, was mit der Insel passieren würde. Kommt!«

»Wohin?«, fragte Marit, als Casaflora sie auf die Beine zog.

»Zum Strand«, sagte José. »Das ist der einzige Ort, an dem wir sicher sind vor dem Feuer.«

Doch Casaflora schüttelte den Kopf, und als er das tat, schoss vor ihnen eine Flammensäule in den Himmel und beleuchtete die Bäume auf gespenstische Weise. »Das hier ist kein Buschfeuer«, sagte Casaflora. »Der Vulkan erwacht.«

»Marit?« Waterweg setzte sich benommen auf und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Er hatte von seiner Schwester geträumt. Ihr Gesicht war ganz nah gewesen.

»Pass mir auf das Kind auf«, hatte sie gesagt.

»Ja«, hatte er gesagt. »Ich verspreche es dir. Wo bist du?«

»Weit weg.« Sie hatte gelächelt und ihre Umrisse waren blasser geworden.

»Warte!«, hatte er gerufen. »Ich muss dir etwas erklären. Seit der Krieg begonnen hat, habe ich etwas getan, wovon du nichts weißt. Und es ist alles anders, als du denkst … Warte doch!«

Sie hatte nicht gewartet. Sie hatte ihn alleingelassen.

Es roch nach Feuer. Und die Steuerbordscheibe der Kajüte war herausgedrückt. Er hatte das lose Fenster vergessen. Er brauchte nicht nachzusehen, um zu wissen, dass Marit nicht mehr da war. Von Marchena flutete eine ungeheure Hitze heran, zusammen mit dem grellen Licht des Feuers. Er stand auf und starrte die brennenden Bäume der Insel an. Er wusste, dass er etwas tun musste, doch auf einmal war er unfähig, sich zu rühren. Er hatte zu viele solcher flammenheller Nächte gesehen.

Er war zu oft durchs Feuer gegangen.

Wenn sich die anderen in ihren Kellern versteckt hatten, war er auf der Straße gewesen, um im grellen Feuerschein Dinge zu tun, für die das Licht des Tages nicht geeignet war. Er war nur einer von vielen gewesen. Einer, der überlebt hatte. Und jetzt hatte das Feuer ihn eingeholt, tausend und tausend Meilen entfernt von Deutschlands brennenden Städten.

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