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Claudine von Villa Bella

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Claudine von Villa Bella
Название: Claudine von Villa Bella
Дата добавления: 15 январь 2020
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Claudine von Villa Bella - читать бесплатно онлайн , автор Goethe Johann Wolfgang

Claudine von Villa Bella (1776) ist ein Schauspiel mit Gesang von Johann Wolfgang von Goethe. Es wurde mehrfach vertont, unter anderem von Franz Schubert (1815) und Johann Friedrich Reichardt (1789).

Goethe setzte sich mit dem Singspiel bewusst von der an Op?ra comique und Opera buffa orientierten Operettentradition ab und setzte Gedanken und Motive des Sturm und Drang in Operettenform um. Das St?ck wechselte urspr?nglich zwischen Dialogen in Prosa und Gesangspartien. W?hrend der italienischen Reise setzte Goethe die Prosapartien in Blankverse und ?berarbeitete auch den Gesangsteil.

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Mondschein

Die Terrasse des Gartens von Villa Bella; mit einer Gartentüre, wohinauf eine doppelte Treppe führt. Eine Reihe hoher Kastanienbäume vor der Terrasse.

Claudine oben, Crugantino unter den Bäumen.

Claudine.

Hier, im stillen Mondenscheine

Mit dir, heil'ge Nacht, alleine,

Schlägt dies Herz so liebevoll;

Ach, daß ich's nicht sagen soll!

Crugantino.

In dem stillen Mondenscheine

Wandelst, Engel, nicht alleine;

Seufzet noch ein armes Herz,

Birgt im Schatten seinen Schmerz.

Claudine , sich der Tür nähernd.

Welche Stimme! Ich vergehe.

Crugantino nimmt die Maske vor und steigt die Treppe leise hinauf.

Auf, ich wag mich in die Nähe.

Claudine an der Gartentüre.

Wer! Wer! Wer ist da?

Crugantino hinaufsteigend.

Ich! Ich! Ich bin da.

Claudine droben.

Wer?

Crugantino.

Ich!

Claudine.

Fremdling, wie heißt du?

Crugantino.

Liebchen, das weißt du.

Claudine.

Zeige mir dein Gesicht!

Crugantino.

Sagt dir's dein Herze nicht?

Claudine.

Weg von dem Orte!

Crugantino.

Öffne die Pforte.

Beide.

Himmel, Himmel, welche Qual!

Einen Kuß doch nur einmal!

Claudine entfernt sich.

Crugantino.

Das Gitter! will nichts bedeuten. Sie hat mich so lange angehört. O wenn ich sie hasche!

Er fängt an, aufzusteigen; wie er bald droben ist, schlägt die Nachtigall.

Nachtigall und der Teufel!

Er springt herab.

Ich höre wahrlich jemand. Gingst du feurig!

Die Terrasse herunter und hinter die Bäume. Die Nachtigall schlägt zuweilen.

Pedro.

Mein Herz zieht mich unwiderstehlich hierher. Da droben wandelt sie oft in stillem Gefühl ihrer selbst. Himmlischer Ort! Alles schwebt um dich voll Liebegefühl! Die Nachtigallen singen noch, als war hier ein ewiger Frühling. O, rings umher in allen Gebüschen hat sie der Sommer schon schweigen gemacht. Liebe Nachtigall! Freundin meines Herzens!

Noch so spät, ihr Nachtigallen,

Laßt ihr Liebesklagen schallen,

Zärtlich noch wie meine Brust?

Auch ich bin in Liebestagen,

Seufze, klage; doch mein Klagen

Ist die wärmste Herzenslust!

Crugantino , der die Zeit über seine Ungeduld bezeigt hat, vor sich.

Ich muß ihn wegschaffen; er endigt nicht.

Pedro.

Horch! — Wer da?

Crugantino langsam hervortretend.

Pedro mit starker Stimme.

Wer da?

Crugantino zieht.

Eine Degenspitze!

Pedro zieht.

Nichts weiter?

Sie fechten. Pedro wird in rechten Arm verwundt, den er sinken läßt und mit der Linken den Degen faßt.

Crugantino.

Laßt! Ihr seid verwundet.

Pedro , den Degen vorhaltend.

Wollt Ihr mein Leben? Wollt Ihr meinen Beutel? redt! Den Beutel könnt Ihr haben; mein Leben sollt Ihr noch teuer bezahlen.

Crugantino.

Keins von beiden.

Vor sich.

Seine Stimme rührt mich.

Laut.

Ich bin weder Räuber noch Mörder.

Pedro.

Was fallt Ihr mich an?

Crugantino.

Laßt! Ihr verblutet! Nehmt unsere Bemühungen an.

Er nimmt sein Schnupftuch.

Nachtigall! Nachtigall!

Pedro.

Was ist das?

Crugantino.

Fürchtet nichts!

Basko.

Was gibt's?

Crugantino.

Trag Sorge für diesen Verwundeten.

Pedro.

Die Augen vergehn mir.

Basko , sich um ihn beschäftigend.

Das blutet verteufelt für eine Armritze!

Crugantino , auf und ab gehend.

Esel! tausendfacher Esel!

Sich an die Stirn schlagend.

Basko.

Seid Ihr nicht Pedro?

Pedro.

Bring mich wohin; daß ich ruhe und verbunden werde.

Crugantino.

Pedro! Claudinens Pedro! Bring ihn hinüber nach Sarossa! in unser Wirtshaus, Basko! leg ihn auf mein Bett, Basko!

Basko.

Nun, nun! Ermannt Euch, Herr! Kommt!

Ab.

Crugantino.

Nun und was soll's? Der Teufel hol den Fratzen! Armer Pedro! Aber ich weiß, Degen, du sollst mir steckenbleiben! Ich will dich zu Hause lassen, ich will dich ins Wasser werfen! — Mußt er denn auch just Wer da! rufen? Und Wer da! mit einem so gebietenden Ton? Ich kann den gebietenden Ton nicht leiden — Und darüber alles zu Grunde, die schönste herrlichste Gelegenheit! Wärst du nur vorhin übers Gitter und hättst den Amoroso mit der Nachtigall duettieren lassen. Daß einen die Resolution just da verläßt, wo man sie am meisten braucht! Vielleicht —

nach der Treppe zugehend

ein dummes Vielleicht! Sie ist lang nach dem Haus zurück und liegt im Bett bis über die Ohren. Horch!

Gonzalo oben mit zwei Bedienten.

Gonzalo.

Wo sie sein mag! Bleib einer bei mir. Und ihr durchsucht den Garten, ihr! Gebt acht, am End ist's Lug und Trug von Schandmäulern.

Crugantino horchend.

Wieder was Neues.

Gonzalo.

Verbirgt sich nicht einer da drunten unter die Kastanienbäume?

Bediente.

Mich dünkt's.

Gonzalo.

Haben wir den Vogel? Wart, Pedro, wart!

Er schließt das Gitter auf und kommt auf die Treppe.

Wer ist da unten? Wer, holla, wer?

Crugantino , die Maske vornehmend.

Aus dem Regen in die Träufe.

Gonzalo.

Wer da?

Crugantino.

Gut Freund!

Gonzalo.

Hol der Teufel den guten Freund, der einem des Nachts ums Haus herumschleicht, den Leuten zu Nachreden Gelegenheit gibt und alle Liebe und Freundschaft so belohnt!

Crugantino , die Hand an den Degen, und gleich wieder davon .

Ich bitte dich, bleib stecken! Was mag das bedeuten? Das ist der Vater.

Gonzalo.

Nein, Herr, das ist schlecht, sag ich Euch; sehr schlecht.

Crugantino.

Das ist zu viel!

Die Maske wegwerfend.

Seid Ihr Herr von Villa Bella oder nicht, Euer Betragen ist unanständig.

Gonzalo.

Ihr seid nicht Pedro?

Crugantino.

Sei ich, wer ich will, Ihr habt mich beleidigt, und ich verlange Genugtuung.

Gonzalo zieht.

Gerne! So verdrießlich mir der Streich ist.

Crugantino zieht halb, stößt aber gleich wieder in die Scheide.

Genug, mein Herr, genug! Ich kann zufrieden sein, daß ein Mann von Ihrem Alter, Ihrer bekannten Tapferkeit, Stand und Würde die Spitze seines Degens gegen mich gekehrt hat. Dadurch würden größere Beleidigungen vergütet werden.

Gonzalo.

Ihr beschämt mich.

Crugantino.

Wie's scheint, haben Sie mich für den Unrechten angesehen.

Gonzalo.

Und Ihnen unrecht getan; und vielleicht dem andern, durch Argwohn, auch unrecht getan.

Crugantino.

Ihr nanntet ihn Pedro. Ist das der junge angenehme Fremde?

Gonzalo.

Der aus Kastilien angekommen ist.

Crugantino.

Richtig! Sie glaubten, der wäre hier herum?

Gonzalo.

Ich glaubte — Genug, mein Herr! Sie haben niemanden gesehen?

Crugantino.

Niemanden. Ich ging hier auf und ab, wie ich denn die Einsamkeit liebe, und hing meinen stillen Betrachtungen nach, als Sie mich zu unterbrechen beliebten.

Gonzalo.

Nichts mehr davon. Ich danke dem Zufall und meiner Hitze, daß sie mir die Bekanntschaft eines so wackern Mannes verschafft haben. Sie halten sich auf, wenn man fragen darf?

Crugantino.

Nicht weit von hier, in Sarossa.

Gonzalo.

Es ist nicht zu spät, noch hereinzutreten und auf weitere Bekanntschaft ein Gläschen zu stoßen?

Crugantino.

Wenn's Mitternacht wäre, und Sie erlaubten. So ein Trunk wär eine Pilgrimschaft wert.

Gonzalo.

Allzu höflich! Allenfalls steht auch ein Pferd zum Rückweg zu Diensten.

Crugantino.

Sie überhäufen mich.

Gonzalo.

Treten Sie herein.

Crugantino.

Ich folge.

Die Treppe hinauf, da Gonzalo das Gitter schließt, und ab.

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